Ganzheitliche Pferdegymnastizierung

Francois Robichon de la Guériniere – bearbeitet von Bent Branderup:

Barockes Reiten – die Reitkunst – Über die Ausbildung eines Pferdes

 

Inhalt:

Das von Branderup bearbeitet Buch bringt dem Leser das Gedankengut eines der größten Reitmeister näher, der erstmals entbunden von der Gebrauchsreiterei, das Reiten als eine Kunst betrachtete. Dessen entwickelte Prinzipien haben bis in die Gegenwart hinein Gültigkeit und werden  in diesem Buch in „moderner Sprache“ erläutert.

 

Aufbau:

Nachdem auf die Eigenschaften des Reiters und Pferdes eingegangen wurde, wird die Ausrüstung ausführlich beschrieben. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich eingehend mit den Fußfolgen des Pferdes. Im Anschluss behandelt Guériniere die Einwirkungsmöglichkeiten des Reiters auf das Pferd.  Großen Raum nimmt der Abschnitt über die Arbeit mit dem Pferd vom Anreiten bis zu den Schulen über der Erde ein.

 

Persönliche Meinung:

Ein sehr gelungenes Buch für alle Leser, die an den „Wurzeln“ der Kunstreiterei interessiert sind, aber etwas vor der alten Schreib- und Sprachweisezurückschrecken und manche Formulierungen und Fachbegriffe in den Originalwerken nicht verstehen. Bent Branderup hat da mit seiner Überarbeitung sehr wertvolle Arbeit geleistet. Alle Hinzufügungen sind essentiell und tragen zum Verständnis der Ausführungen bei.

Es ist sehr interessant die Gedanken und Prinzipien eines barocken Reiters ohne die Verklärung einiger heutiger Anhänger oder die Verteufelung gegensätzlicher Reitweisen zu studieren.  Und studieren trifft es auch, denn die Sätze müssen mitgedacht werden, um ihren Inhalt zu verstehen und nachvollziehen zu können. Es ist keine leichte, aber wertvolle Lektüre.

Es zeigt sich einmal mehr, dass viele Prinzipien der heutigen klassisch deutschen Reiterei sehr eng verbunden mit der der barocken Reiterei sind. Ja auch hier vorwärts reiten ein Thema ist, aber begleitet wird von heute zum Teil vergessenen, aber elementaren Biege- und Lösearbeiten. Bildtafeln dazu laden zum Kopieren und in den Stall mitnehmen ein. Von einfachen Übungen wie eckige Volten bis hin zur Piaffe erläutert Guiéniere genau und umfassend die Vorgehensweise des Reiters sowie die Auswirkungen auf das Pferd. Einige Kapitel wie die über die Schulsprünge haben für viele Leser, wie auch mich, sicherlich nur informativen Charakter, sind deswegen aber nicht weniger interessant.

Vorherrschender Tenor ist, dem Pferd Zeit zu lassen und ihm alles genau zu erklären. Ein schönes Prinzip des Autors, welches ich heute gerne viel öfter sehen und hören wollen würde. Wenn daraus diese wunderbaren Kunstlektionen, welche zusätzlich auf großformatigen Bildern von heutigen Reitmeistern gebannt sind, entstehen, hat sich die Geduld mehrfach ausgezahlt.

 

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